Moving Voices – die bewegten Stimmen sind verklungen…

… und man erinnert sich gerne daran zurück. An zwei Abenden in der Kulturbühne AMBACH in Götzis nahmen wir einander und das Publikum musikalisch in Beschlag und drückten sängerisch aus, was in Worten manchmal so schwer auszudrücken ist.

Neben dem Versuch, mit klanglicher Fülle und viel Forte und Fortissimo (Laut und unglaublich laut) Eindruck zu schinden, gelang es uns bei diesen Konzerten besonders gut, auch unsere sensiblen Seiten zum Vorschein zu bringen. Neben dem Barbershop-Quartett Five Gold Rings, das Männerstimmen in ausbalanciertem Zusammenklang erklingen ließ, waren Männerstimmen auch in Chorstärke in beinahe absurd erscheinender Gottesfurcht zu hören, die – unterstützt durch eine Fülle an Bewegungen – selbst den überzeugtesten Atheisten zum inbrünstigen Singen von “Oh my Jesus” verleitete. Die Frauenstimmen erklangen in einer eigenen Formation mit einem schwedischen Stück. Dabei gaben die mehr oder weniger jugendlichen Frauen ihr Bestes, den unverständlichen Inhalt auf emotionaler Ebene mit feiner und feinster Stimmgebung an Frau und Mann zu bringen.


Die restlichen Stücke erklangen im Plenum und deckten musikalisch wie inhaltlich eine solche Vielfalt ab, dass, wie einige Zuhörende berichteten, die knapp zwei Stunden sogar für unerfahrenes Chorpublikum wie im Fluge vergingen. Zuträglich war hier wohl vor allem das facettenreiche Programm. Der geistliche erste Teil mit Mendelssohn und Antonio Lotti verlieh den Konzerten eine Ernsthaftigkeit und Ergriffenheit, womit ein Spannungsbogen aufgebaut wurde, der für den zweiten Teil ein Bedürfnis kreierte, diesen wieder abzubauen und mit Ausgelassenheit, Freude und Popularität – mit Sia, Disney-Hymne und Earth, Wind and Fire – das Gehör in „gelöste“ Bahnen zu lenken.
Alles in allem waren wir mit unseren Auftritten zufrieden, das Publikum war es auch, und die drei involvierten Chorleitenden Paul Burtscher, Franny Fuchs und Jakob Peböck (die übrigens ganz herausragend leiteten) ebenso – was will man mehr?

Text: Julia Schelling

Fotos: Michaela Mathis